Orte, an denen ich geschrieben habe – von der Küche bis zum Flughafen
„Manchmal schreibe ich an Orten, die ziemlich… ungewöhnlich sind. Nicht am Schreibtisch, nicht in der stillen Bibliothek – sondern dort, wo Chaos und Leben pulsieren. Zwischen Stimmengewirr, Musik und zufälligen Begegnungen entstehen Szenen, die ich mir nie am Reißbrett hätte ausdenken können. Diese Orte geben meinen Geschichten ihren Rhythmus – roh, unvorhersehbar, echt.“
10/8/20252 min read


Manche Autoren haben ihr perfekt aufgeräumtes Schreibzimmer mit Holzschreibtisch, Duftkerze und Blick ins Grüne.
Ich… nicht.
Ich habe Trivial fast komplett im Zug geschrieben. Genauer gesagt: auf dem Sitz direkt vor der Zugtoilette. Ja, genau der Platz, bei dem man nie weiß, was schlimmer ist – der Geruch oder die Geräusche. Aber hey: Wenn man sich an das ständige Öffnen und Schliessen der Türe gewöhnt, wird es fast zu einem kreativen Metronom.
Dann gab es die Stunden am Flughafen, wenn mein Flug mal wieder „nur“ um vier Stunden verspätet war. Die perfekte Gelegenheit, Dialoge zu schreiben, während um mich herum Kinder schreien, Kaffeemaschinen röcheln und jemand im Duty-Free versucht, mir einen Liter Chanel No. 5 anzudrehen.
Mein Sofa ist auch so ein Schreibort. Weiches Kissen im Rücken, Laptop oder Notizbuch auf den Knien – und die stetige Gefahr, dass ich versehentlich einschlafe, bevor meine Figur den nächsten Satz sagt.
Nachts im Bett schreiben? Absolut. Die besten Ideen kommen immer um 2:37 Uhr, wenn mein Gehirn beschließt: „Schlaf ist überbewertet. Lass uns lieber über den Plot reden.“
Bars sind sowieso ein Kapitel für sich. Ein Glas Whisky neben mir, das Murmeln der Gäste, das Klirren von Gläsern – es ist, als würde mein innerer Film plötzlich in Surround Sound laufen.
Auf einer Berghütte zu schreiben war dagegen wie Kreativurlaub. Frische Luft, Kaminfeuer, und die Gewissheit, dass selbst der dramatischste Plot-Twist in Anbetracht der Aussicht irgendwie klein wirkt.
Und dann war da noch das Landhaus in Ungarn. Ein Ort, an dem die Zeit stehen bleibt, außer wenn die Nachbarin am Zaun auftaucht, um dir in einer Mischung aus Ungarisch, Händen und Füßen klarzumachen, dass deine Wäsche fertig ist.
Der Trick, um an all diesen Orten schreiben zu können? Ich schreibe zuerst fast alles handschriftlich. Papier und Stift funktionieren auch ohne WLAN, Strom oder ordentlichen Tisch. Erst später kommt alles in den PC. Das fühlt sich an, als würde man den Text zweimal leben – einmal roh und wild, einmal ordentlich getippt.
Mein Fazit:
Man braucht keinen perfekten Ort, um zu schreiben, denn genau diese unperfekten Orte schreiben die besten Geschichten. Und falls nicht, dann braucht man eben eine Geschichte, die so hartnäckig anklopft, dass sie auch zwischen Flughafengeräuschen, Zughupen und Whiskyglas nicht leiser wird.
Diese Seite enthält Spuren von Sarkasmus und Cocktails.
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